Abokonzert 8

PRISMA

So 26.03.2023
11:00 Uhr
Kölner Philharmonie

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Georg Friedrich Haas

Konzert für Klangwerk und Orchester (2019). Deutsche Erstaufführung*

Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 5 B-Dur WAB 105 (1873–75)

Einführung eine Stunde vor dem Konzert mit Sabine Weber

Künstlergespräch mit François-Xavier Roth anlässlich der neuen Bruckner-CD »Bruckner 4« im Anschluss an das Konzert am 28.3.2023

Signierstunden im Anschluss an die Konzerte am Sonntag und Montag.

Auf dem Schrottplatz fand Schlagzeuger Christoph Sietzen die Teile für sein neues Instrument: Kiloweise sammelte er kleine und große Metallplatten. 150 dieser Fundstücke, sortiert nach Tonhöhen, befestigte er an einem Gerüst. So entstand die »Klangwand«, Herzstück des Konzerts für Klangwerk und Orchester von Georg Friedrich Haas. Der Österreicher schrieb sein Stück dem jungen Perkussionisten, der international für seine virtuose Technik ebenso wie für Sensibilität und Bühnenpräsenz gefeiert wird, in die Finger. Qualitäten, die er nun in diesem neuen Werk mit dem Gürzenich-Orchester ausspielt. Das Publikum erwartet ein spektakuläres Konzertereignis – auch auf visueller Ebene. Ist es doch ein Genuss, Christoph Sietzen dabei zuzusehen, wie er mit vollem Körpereinsatz agiert.

Der Begriff Schlagzeug sei »doppelt falsch«, meint der Komponist Haas zu seinem Konzert. »Die Instrumente werden nicht geschlagen, sondern zum Klingen gebracht.« Und sie seien keineswegs »Zeug«, sondern kostbare Artefakte. Trommeln, Tam-Tams und Holzblöcke zählen dazu, aber auch ein altes Ölfass. Der Solist klopft, streichelt und tupft, sägt mit dem Geigenbogen an den Metallplatten entlang, um dann ein Soundgewitter auf Fellen und Metallen zu entfesseln. Mit dem Orchester, das eine flirrende Klangkulisse aus Mikrotönen aufbaut, entspinnt sich ein spannender Dialog, der in nur 23 Minuten wie im Flug vergeht.

In neue Dimensionen stieß auch Anton Bruckners mit seiner 5. Sinfonie vor – sein von ihm selbst so bezeichnetes »kontrapunktisches Meisterstück«, erkämpft in jahrelanger Arbeit. »Nicht für 1000 Gulden«, so der Komponist, wolle er dieses Werk noch einmal schreiben. Das allerdings zeigt ihn auf dem Gipfel seiner Schaffens- und Vorstellungskraft. Vom ersten Takt im Pianissimo bis zum glanzvollen Finale mit einer gewaltigen Fuge zieht die Fünfte in ihren Bann, fasziniert mit ihrem langen Atem und feierlichen Choralpartien, den Klangblöcken und suggestiven Steigerungswellen – Elemente, die Bruckners Stil unverwechselbar machen. 

Im Konzertsaal hat der Komponist dieses neue Werk nie erlebt. Zur Zeit der Grazer Uraufführung 1894 lag er sterbenskrank im Bett, und so blieb es ihm erspart, die stark umgearbeitete Fassung zu hören: Denn nur in dieser Form wollte man den Zeitgenossen diese visionäre Schöpfung zumuten. Das änderte sich im 20. Jahrhundert; endlich wurde Bruckner als romantisches Schwergewicht gewürdigt. Besonders profiliert in Köln, wo Kapellmeister Günter Wand und das Gürzenich-Orchester mit der Aufnahme aller Sinfonien Geschichte schrieben. Dieses Erbe greift nun Francois-Xavier Roth mit seinem Konzert- und CD-Zyklus auf, auch mit Blick aufs Jahr 2024, wenn es gilt, Anton Bruckners 200. Geburtstag angemessen zu feiern. Annette Schroeder

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