»In Musik baden«

Jean-Guihen Queyras über »The Colour of Music«

Jean-Guihen Queyras prägt als Artist in residence die aktuelle Spielzeit des Gürzenich-Orchesters nicht nur musikalisch. Mit seinem Sohn, dem Maler Jérémie Queyras, ist er gemeinsam in dem Projekt »The Colour of Music« zu erleben: Zu Klängen von Bach bis Boulez entsteht ein großformatiges Gemälde.

Herr Queyras, was hat Sie bei der Stückauswahl zu diesem Projekt geleitet?

Ich wollte unbedingt die Gelegenheit nutzen, gemeinsam mit der Cello-Gruppe des Orchesters zu spielen. »Messagesquisse« von Pierre Boulez ist für Violoncello solo und sechs Violoncelli geschrieben. Das kurze, intensive Stück liegt mir sehr am Herzen, und es schweißt eine Gruppe zusammen. Ich habe es mit Pierre Boulez einstudiert und für CD aufgenommen, und diese Erfahrung möchte ich weitergeben. Im Kontrast dazu spielen wir etwas Konzertantes aus der Frühklassik, ein Cellokonzert von Carl Philipp Emanuel Bach. Sein Erfindungsgeist ist so inspirierend und erfrischend, und das Konzert bietet uns viel Freiraum für eine intensive stilistische Gestaltung. Im Moment ist immer alles in Gefahr mit den Covid-Wellen. Wenn man sich dann dennoch in einer größeren Kammermusik-Besetzung treffen kann, dann möchte man feiern. Das Oktett von Mendelssohn sprüht von Leben und Liebe, es ist eine Feier der musikalischen Freude. Wir spielen das dreifach besetzt, sozusagen als Tripel-Oktett. Und das Solostück von Henri Dutilleux, das ist sozusagen ein Pendant zum Boulez, eine Erweiterung der Klangpalette.

Weiß ihr Sohn Jéremié vorher, was sie spielen? Oder kommt er auf die Bühne und lässt sich überraschen?

Nein, er will unbedingt die Stücke vorher kennen. Wir haben bislang nur zu zweit auf der Bühne gestanden. Das wird eine Premiere für uns, dieses Projekt mit einem ganzen Ensemble aufzuführen. Wie ich ihn kenne, wird er die Stücke vorher sehr viel hören. Er wird die Geschichte, die aus diesem Programm entsteht, auch durch die Reihenfolge - mal solo, mal die große Gruppe, mal sieben, mal 24 Spieler - auf sich wirken lassen, um zu sehen, welche Farbpalette daraus entsteht. Bei den Proben wird er mit dabei sein, um sich noch mehr mit der Musik zu »imprägnieren«.

Also eine Mischung aus intensiver Vorbereitung und dann, im Konzert, der Sprung in die Spontanität.

Ja, im Grunde nicht anders als unsere Arbeit als Musiker. Wir üben, proben, bereiten uns vor, und dann kommt die Energie und der besondere Moment des Konzerts, die Begegnung mit dem Publikum dazu.

Sie machen das jetzt zum dritten Mal gemeinsam, aber sicher hat ihre Zusammenarbeit eine Vorgeschichte.

Die liegt in der Biografie von Jérémie. Man sucht sich seine Eltern ja nicht aus. Meine Frau und ich sind beide Musiker. Er hat sozusagen sein ganzes Leben in Musik gebadet, und das zeigt sich auch in seiner Laufbahn als Maler, als Künstler. Immerzu hat er sich intensiv mit Musik beschäftigt, so hat er beispielsweise zu »Messagesquisse« schon als Student eine Serie von sieben Tableaus, eins für jedes Cello gemacht. Zur Symphonie fantastique von Berlioz hat er gemalt, zu »Orpheus und Euridice« entstand ein großes Gemälde. In den Niederlanden wurde er gerade für das Filmprojekt »Echoes from the future« ausgezeichnet, das er mit der Geigerin Charlotte Spruit zu Musik von Telemann und Kurtág gemacht hat.

Unsere Zusammenarbeit entstand im ersten Lockdown. Wir waren beide zuhause, ich habe die Solosonate von Zoltán Kodály gespielt und er hat gemalt, und wir haben das als Live-Event gestreamt. Daraus entstand die Einladungen zu den Festivals in Kalamata in Griechenland und Rovigo Cello City in Italien.

THE COLOUR OF MUSIC

19.03.2022 ⎮19:00 Uhr
Trinitatiskirche Köln

Carl Philipp Emanuel Bach
Cellokonzert A-Dur (1753)

Pierre Boulez
»Messagesquisse« für Violoncello solo und sechs Violoncelli (1976/77)

Henri Dutilleux
»3 Strophes sur le nom de Sacher« für Violoncello solo (1976)

Felix Mendelssohn Bartholdy
Oktett Es-Dur op. 20 (1825)

Solisten des Gürzenich-Orchester Köln
Jérémie Queyras
Maler
Jean-Guihen Queyras Violoncello und Leitung

 

 

 

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