GIPFELTREFFEN
Ludwig van Beethoven
Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 (1806)
Johannes Brahms
Klavierquartett g-Moll op. 25 Arrangiert von Arnold Schönberg (1856–61/1937)
- Gil Shaham Violine
- Gürzenich-Orchester Köln
- Michael Sanderling Dirigent
Einführung 50 Minuten vor dem Konzert
Nicht einmal 48 Stunden vor der Premiere soll der Solist seine Noten vom großen Meister Ludwig van Beethoven erhalten haben. Kein Wunder, dass die Uraufführung dann nicht so gut lief und Beethovens einziges Violinkonzert zunächst in der musikhistorischen Versenkung verschwand. Perfekt vorbereitet dagegen erleben wir den US-amerikanischen Virtuosen Gil Shaham mit diesem Kronjuwel, das wie kein zweites die Geschichte der Geigenliteratur geprägt hat. Was Beethoven da in wenigen Wochen rasant zu Papier brachte, sprengte die damaligen Vorstellungen von Form und Klang. Wie viel mehr als rein sportive Solisten-Bravour steckt in diesen drei Sätzen: Eine gemeinsame, fast schon sinfonische Reise von Violine und Orchester. Vom rätselhaft-elektrisierenden Beginn über eine lyrische Meditation bis hin zum energiegeladenen Finale.
Da kann man doch ganz gut verstehen, warum Johannes Brahms den radikalen Genius Beethoven als geradezu erdrückendes Vorbild empfunden hat, als ein einschüchterndes Monument für die Ewigkeit. Schulterklopfend möchte man Brahms zurufen: »Kopf hoch, es gibt doch auch legendäre Kostbarkeiten aus Ihrer Feder, die bis heute das Publikum jubeln lassen!« Zum Beispiel, wenn der gebürtige Hamburger sein Faible für schmissige ungarische Zigeunermelodien kompositorisch auslebt. Wie im Finalsatz Rondo alla Zingarese seines Opus 25. Die orchestrale Luxusversion dieses Klavierquartetts hat Arnold Schönberg, der Jubilar des Jahres, höchstselbst in Szene gesetzt. Seine ganz persönliche Einschätzung dieses Meisterwerks: »Leider nicht von mir!«
Übrigens ist die ungarische Geigenlegende Joseph Joachim, der Brahms’ Klavierquartett als Erster in den Händen hält, derselbe Joseph Joachim, der im zarten Alter von 12 Jahren unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy das bis dahin vernachlässigte Violinkonzert von Ludwig van Beethoven wieder zurück ins Rampenlicht der Musikwelt holt. Zufälle gibt’s …