»Jeder hat seine Eigenständigkeit«

Frau Finzi, welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

Um mich herum klingt Musik, seitdem ich als Tochter eines Geigers und einer Pianistin geboren wurde! Musik ist das Wichtigste in meinem Dasein, meine Freude, mein Schmerz, mein Glück, mein Beruf. Es gibt keinen einzigen Tag, an dem meine Gedanken nicht um Musik kreisen.

Was passiert mit Ihnen, wenn Sie komponieren?

Da ist dieses leere weiße Blatt, diese Angst vor dem Anfang – bei jedem neuen Werk, das ich beginne, wiederholt sich das. Die ersten Noten, die ich niederschreibe, müssen die besten sein. Sie bestimmen darüber, wie dieses neue musikalische Leben, das da geboren wird, aussehen wird. Wenn ich schreibe, befinde ich mich einem Zustand des Sprudelns, der Erregung: Das große Abenteuer beginnt!

Was bedeutet das Komponieren für Orchester für Sie?

Das Orchester ist für mich das schönste Instrument der Welt! Jeder einzelne Musiker darin drückt sich in der Beziehung zu den anderen aus, muss auf die anderen hören, aber ist gleichzeitig eine selbständige Persönlichkeit. Nehmen Sie zum Beispiel Soleil vert, das ist eine Welt in Bewegung. Die Musikergruppen sind in kleine Einheiten unterteilt, von denen oft jede in einem anderen Tempo spielt. Das Nebeneinander dieser Klangmassen, die sich individuell entwickeln, spiegelt unseren Lebensraum wider. Jeder hat seine Eigenständigkeit – und ist gezwungenermaßen doch Teil der Bewegung unserer Welt.

»Soleil vert«, von Graciane Finzi 1984 komponiert, ist als Deutsche Erstaufführung im kommenden Abokonzert 4 am 8./.9/10. Dezember 2019 zu hören, gemeinsam mit der 7. Sinfonie von Anton Bruckner.

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